Sitzprobleme beim Reiten: Über mögliche Ursachen
Ein entspannter Sitz am Pferd ist unerlässlich, damit sowohl ReiterIn als auch Pferd ein angenehmes Erlebnis haben. Leider kann die richtige Haltung durch viele Faktoren beeinträchtigt werden.
Der lockere, losgelassene Sitz ist das A und O für gutes Reiten. Sitzt man falsch, stört das das Pferd im besten Fall nur, es kann aber auch zu Schmerzen führen.
Einen Sitz wie im Lehrbuch gibt es aber nur selten. Zu viele Faktoren spielen eine Rolle. Wichtig ist, sich auf die Bewegungen des Pferds einzulassen.
Anatomieexkurs Mensch
Die menschliche Wirbelsäule hat eine natürliche S-Form. Ein leichtes Hohlkreuz ist normal. Versucht man nun, dieses Hohlkreuz auszugleichen und stellt die Lendenwirbelsäule gerade, versteift man sich; ein lockeres Mitschwingen mit den Bewegungen des Pferdes ist nicht möglich.
Macht man stattdessen ein künstliches Hohlkreuz, führt das zu Balanceproblemen, eingeschränkter Beweglichkeit und oberflächlicher Atmung.
Auswirkungen auf das Pferd
Die Hebelwirkung einer aufrechten Haltung auf das Pferd darf nicht unterschätzt werden. Physikalische Kräfte werden unmittelbar auf das Tier übertragen. Vor allem beim Gleichgewicht ist das beobachtbar. Verlagert man sein Gewicht aus einer stabilen Mittelposition z. B. nach vorne, wird das Pferd zu mehr Aktion veranlasst. Eine ausgeglichene Haltung ist also auch eine Frage der Balance des Pferds, nicht nur der ReiterInnen.
Gründe für eine falsche Sitzhaltung
Sitzprobleme können durch viele Ursachen ausgelöst werden. Hier sind die häufigsten Gründe:
Das Selbstbild
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Hat man sich einmal ein falsches Bild der eigenen Körperhaltung angewöhnt, ist es schwer, dieses wieder zu ändern. Das Gehirn speichert nämlich die Haltung und die Bewegungen, die man am öftesten macht, als normal ab. In weiterer Folge entsteht so der, leider falsche, Eindruck, diese Haltung wäre die ausbalancierteste, weil es ja die normale Haltung ist.
Es kann also passieren, dass man Haltungsfehler beim Reiten ganz unbewusst macht. Dann gilt es, die eigene Haltung immer wieder kritisch zu hinterfragen, man kann auch den Rat von LehrerInnen einholen.
Die Anweisungen von ReitlehrerInnen
So wichtig ReitlehrerInnen sind, auch sie sind nicht unfehlbar. Die typischen Anweisungen, die man zur Korrektur der Sitzhaltung bekommt, haben das Idealbild des Reitersitzes zum Ziel.
Zwingt man sich aber in eine vorgegebene Haltung, egal ob Idealhaltung oder nicht, kann man nicht locker und ausbalaciert sein. Außerdem ist die Idealhaltung nicht in Perfektion erreibar, weil jeder Mensch und auch jedes Pferd anders sind.
Der Sattel macht den Unterschied
Oft sind Verspannungen oder Fehlhaltungen nur Symptome, die ganz andere Ursachen haben. Eine könnte der Sattel sein. Dieser sollte nicht nur zum Pferd, sondern auch zur Person passen, die reitet. Die falsche Größe der Sitzfläche behindert die Balance.
Auch spezielle Dressursättel mit extragroßen Pauschen, die die Beine in der richtigen Position halten sollen, sind nicht ideal. So kann man nicht losgelassen und locker reiten.
Überprüft werden sollte auch die Steigbügellänge und ihre Aufhängung. Eine falsche Einstellung kann Störquelle sein.
Körperliche Einschränkungen
Viele Menschen haben in Zeiten des Bürojobs oft körperliche Einschränkungen, die die richtige Haltung erschweren. Dazu zählen Gelenkbeschwerden ebenso wie Fehlstellungen der Wirbelsäule oder Sehnenverkürzungen. Auch muskuläre Schwäche kann zu Instabilität führen. Dann kann mit gezielten Übungen und Sport die Rumpfmuskulatur gestärkt werden.
Mentale Blockaden
Um locker und gelöst Reiten zu können, muss man selbst locker und gelöst sein. Stress oder Angst führen zu Verkrampfungen, auch beim Pferd. Sobald man aufs Pferd steigt, sollte man die Probleme zurücklassen.
Leistungsdruck fällt ebenfalls in diese Kategorie. Selbst auferlegter Leistungsdruck führt nur zu schlechten Ergebnissen, was den Druck weiter steigert. Diese Abwärtsspirale muss aufgehalten werden. Spaß und Freude sollten im Vordergrund stehen.
Das Pferd
In 99 % der Fälle sitzt das Problem im Sattel. Manchmal kann aber auch der Körperbau des Pferdes ein Faktor sein, der die Reithaltung beeinflusst. Z. B. ist es bei einem Pferd mit flachem, zu weit vorne liegenden Widerrist schwierig, die richtige Haltung einzunehmen. Das heißt aber nicht, dass ein ausbalancierter, lockerer Sitz unmöglich ist. Der Sitz weicht dann einfach vom Idealbild ab und man passt sich dementsprechend an.
Im nächsten Artikel geben wir Ihnen konkrete Tipps für einen guten Sitz beim Reiten.
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